Mittwoch, 31. Juli 2013

Geburtsbericht und die vier schrecklichen Tage danach



Am 07.07. um  23Uhr bin ich ins Bett gegangen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich recht regelmäßige Wehen – nicht anders als in den vier Wochen zuvor.
Aber nach dem Lesen konnte ich nicht einschlafen, die Wehen kamen ab halb zwölf in einem 5-Minuten-Abstand, absolut regelmäßig. Da Mattis Geburt von der ersten Wehe an nur zwei Stunden gedauert hat, bin ich aufgestanden und habe dem Mann Bescheid gesagt, dass ich erst losfahren will, wenn die Abstände 2 Minuten betragen (Angst vor dem prophezeiten Kaiserschnitt :)). Nur fünf Minuten später war das der Fall und der arme Herr Rockelfe wurde leicht nervös…

Um viertel vor zwölf gings los ins Krankenhaus, um kurz nach zwölf waren wir im Kreissaal. Da habe ich der Hebamme schon gesagt, dass es nicht mehr lange dauert; der Muttermund war tatsächlich schon 9cm auf. Die herbeigerufene Ärztin fragte: „Soll ich den Chefarzt rufen?“ und ich schrie: „Um Gottes Willen, nein!“ Da dachte ich noch, ich press das Baby schnell raus, bevor er es aus dem Bett schafft.
 Die Ärztin fühlte sich wohl wegen der Herzarhythmie unsicher und hat den Chefarzt doch dazugerufen und das Baby lag zunächst in Sterngucker-Lage, sie hat sich unter der Geburt im Geburtskanal noch um 180° gedreht, deshalb habe ich es nicht vor der Ankunft des nach Likör riechenden Chefarztes in seinem Lacoste-Polohemd geschafft – welch Klischee!

Trotzdem hat die Kleine es recht eilig gehabt – geboren war sie dann um 01:05 Uhr. 

Ich habe sie auf den Bauch gelegt bekommen und dann gings los… die folgenden Ereignisse haben mich doch recht gründlich traumatisiert. Der ursprünglich angekündigte Kinderarzt, der gerufen werden sollte, um sich die Kleine anzuschauen, war nicht gerufen worden. Statt dessen und ohne vorige Information wurde eine spezielle Kinderklinik informiert, die mit zwei Ärzten und einem Rettungswagen angerückt waren. Nur zwei Minuten nach der Geburt riss man mir mein agiles und fittes kleines Mädchen weg und brachte es in einen anderen Untersuchungsraum. Den armen, tapferen Ehemann habe ich dann mitgeschickt, der wenigstens war bei der Untersuchung dabei, durfte sie aber nicht einmal anfassen. Angelegt hatte ich sie natürlich auch nicht… 

Nach ungefähr einer Stunde wurde sie nochmal kurz in den Kreissaal gebracht, ich wurde währenddessen versorgt, sie wurde gemessen und gewogen, ich durfte sie nicht anfassen, dann wurde sie wieder weggebracht. Ich wurde aus dem Kreissaal geschoben und durfte sie von weitem nochmal in einem Inkubatorbett sehen, bevor man sie in die Kinderklinik gebracht hat. Die Kinderärztin hat mich noch darüber informiert, dass ich sie zwar am nächsten Morgen besuchen, aber nicht dableiben darf, jetzt im Wagen hinterherzufahren, würde auch nicht in Frage kommen. Und weg war sie. Und ich hatte mein Baby insgesamt vielleicht drei Minuten gesehen.

Erst am nächsten Tag durfte ich zu ihr. Von Montag, dem Tag der Geburt, musste sie bis Donnerstag in dieser Klinik bleiben mit dem Resultat, dass sie die bereits diagnostizierte Arhythmie hat, diese sich aber mit großer  Wahrscheinlichkeit bis zum 10. Lebensjahr verwächst und selbst wenn nicht, wird sie damit keiner körperlichen Einschränkung unterliegen.

Ich bin noch immer so wütend über dieses unverschämte Vorgehen! Mit keinem Wort (und ich war vor der Geburt dreimal in diesem Krankenhaus) wurde die Möglichkeit angesprochen, dass die Kleine in eine spezielle Klinik mit Pränatalstation muss. Dann wäre ich ja auch von Anfang an in eine solche Klinik gegangen, um bei ihr sein zu können.
 Im Nachhinein habe ich recherchiert, dass die Geburtenrate in meinem Entbindungskrankenhaus rückläufig ist – liegt es vielleicht daran, dass man uns nicht informiert hat? Mir und meinem Mann hat man so eine Menge weggenommen, was sich nicht mehr nachholen lässt. Die wichtigen ersten Minuten und Stunden nach der Geburt durften wir nicht mit unserem Baby verbringen. In den ersten Tagen habe ich immer geweint, wenn ich die Kleine auf dem Arm hatte. Weil ich wusste, dass ich sie wieder abgeben muss. Weil ich Angst hatte, dass sie mir wieder weggenommen wird. Noch immer bestimmt dieser Gedanke einen großen Teil der Zeit, die ich mit ihr alleine verbringe. Ich hoffe, dass das bald aufhört.





10 Kommentare:

  1. Oh Mann :(
    Ganz ehrlich, das Verhalten der Klinik ist eine Frechheit!
    Einfach ohne vorherige Information über euren Kopf hinweg zu handeln und euch diese wertvolle Kennenlernzeit zu nehmen :(.

    Ich wünsche euch, dass ihr das bald verarbeitet.

    Ganz liebe Grüße
    Verena

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  2. Oh Gott, genau die Situation, die man auf jeden Fall vermeiden will. Ich kann dich sehr gut verstehen. Als bei uns die Möglichkeit von Kaiserschnitt und Kinderklinik im Raum stand habenwir uns schweren Herzens ggen unsere schnuckelige Wunschklinik und für ein Riesenperinatalzentrum entschieden, weil ich mich genau wie du, weinend an einem Inkubatorbett sah. Aber das auchnoch über euren Kopf zu entscheiden ist echt ne Unverschämtheit und auch, dass du nicht sofort verlegt wrden konntest und in der Kinderklinik aufgenommen ist echt die Krönung. Da gibt es aber heute wirklich schon fortschrittlichere Kliniken. Ich hoffe, es klappt zumindest mit dem Stillen und ihr findet die Ruhe, die Kennenlernzeit nahzuholen so gut es eben geht. Viel viel Mitgefühl von mir!

    Liebe Grüsse
    Hannah

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  3. Dein Bericht macht mich stinksauer und weckt Erinnerungen! Nur soviel: Schreib` einen Bericht (oder schicke einfach diesen Eintrag) an das Krankenhaus und beschwere dich! Das geht so gar nicht und DU bist diejenige, die darunter leidet!

    Ach Mensch...Manu.

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  4. Das ist ja schrecklich. Es tut mir so leid, dass du das erleben musstest und deine Kleine natürlich auch. Einfach unglaublich so etwas.

    Ich wünsche euch beiden gute Erholung und dass du das bald hinter dir lassen kannst. Alles Liebe

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  5. Boah,wieder mal ein Beipsiel dafür,daß es an letzter Stelle um die Gefühle der Eltern geht.
    Ich hätte mich heftigst bei der Krankenhausleitung beschwert.
    Leider bringt einem das nicht wieder,was man verpaßt hat.
    Natürlich steht das Leben des Neugeborenen an erster Stelle,aber manchmal fragt man sich doch worum es eigentlich geht.
    Mir ist es bei meinen Großen leider ebenso ergangen,man rannte mit ihnen an mir vorbei,dann waren sie weg.
    Ich lag alleine da mit der Milchpumpe neben dem Bett und konnte am nächsten Tag die Kleinen im Inkubator betrachten.
    Das hinterläßt Spuren.
    Auch später noch legt man Wert darauf selber über die Kinder zu entscheiden,gibt sie ungerne weg.
    Bei den anderen beiden war ich in einem anderen KH,wo meine Wünsche total berücksichtigt wurden.
    Gut,die Großen waren Frühchen,aber so fit,daß ich sie wenigstens hätte 2 min anschauen dürfen.
    Versuche das hinter Dir zu lassen und die Zeit zu genießen,die Kleine ist gesund und das ist das was zählt und nicht selbstverständlich.
    Ich drück Dich virtuell und schicke liebe Grüße
    Simone

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  6. Erstmal - trotz aller negativen Gefühle, die man nach Lesen deines Posts hat - das Allerwichtigste: Wie schön, dass eure kleine Maus gesund bei euch angekommen ist. Herzlichen Glückwunsch und eine wundervolle Zeit und ganz viel Freude mit ihr.

    Alles andere klingt wirklich furchtbar, wie schade, dass es euren Start miteinander so massiv überschattet. Ich wäre wohl auch stinksauer! Dennoch (und ich will deinen Kummer nicht kleinreden) hoffe ich, dass du dich bald an den schönen Dingen erfreuen kannst und diese wertvolle erste Zeit von positiven Gedanken geprägt sein kann. (wie gesagt, versteh mich nicht falsch: Es ist schlimm, was da passiert ist, aber erlaube ihnen nicht, alles Gute kaputt zu machen!).

    Fühl dich gedrückt
    Kristin

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  7. -sprachlos- Ich bin einfach nur sprachlos! Das sowas in der Art und Weise noch passiert! Ich schicke dir ganz viel Kraft!!! Und alles gute!!! GLG Dany

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  8. Mir kommen so die Tränen, wenn ich das lese!!! Es tut mir SO leid für euch, ehrlich!!!!!!!!
    Miriam

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  9. Oh Mensch... das tut mir wirklich schrecklich leid.
    Es ist eine Unverschämtheit, wie die Klinik gehandelt hat - natürlich ist es ihre Pflicht das Kind gut zu versorgen, aber es war ja nun keine unvorhersehbare Notsituation. Du warst doch mehrfach da und über diese Möglichkeit hättest du aufgeklärt werden müssen.
    Ich kann gut verstehen, dass es unfassbar traurig ist, das gerade geborene Kind nicht bei sich haben zu dürfen.
    ... aber ich gratuliere trotzdem noch zur Geburt und zu dieser süßen kleinen Maus. Ich hoffe ihr könnt euch jetzt ganz viel Zeit für einander nehmen!!!!
    Liebe Grüße
    Paula

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  10. Oh mein Gott .. Mir laufen die Tränen .. Wie kann man den Eltern und dem Kind nur so etwas antun??? Ich umarme Dich aus der Ferne und freue mich, heute ein so glückliches Bild sehen zu können!

    Alles Liebe
    Sindy

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